Es soll kleine und mittelständische Unternehmen befähigen, kundenindividuelle Fahrzeuge in kleiner Stückzahl auf den Markt zu bringen - mit dem Ziel kostengünstiger und schneller als bisher liefern zu können.
Ob Verkaufswagen für Bäckereien oder Spezialfahrzeuge für den Gemeindebauhof: Wer für einen ganz bestimmten Zweck kundenindividuelle Last-Mile-Fahrzeuge in kleiner Stückzahl braucht, muss bisher tief in die Tasche greifen und lange auf die Auslieferung warten. Denn die wenigen Firmen, die über die Infrastruktur verfügen, um solche Wünsche erfüllen zu können, müssen für jeden Auftrag die passenden Zulieferer ausfindig machen und für das Projekt gewinnen.
Um diesen langwierigen und aufwändigen Prozess zu beschleunigen und die Kosten zu senken, haben sich Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft im Forschungsprojekt »Intelligente Wertschöpfungsnetzwerke für Leichtbaufahrzeuge geringer Stückzahl« (IntWertL) das Ziel gesetzt eine digitale Entwicklungs- und Produktionsplattform für kleine und mittelständische Unternehmen zu entwickeln. Auf dieser Plattform können sich fertigende Unternehmen und Entwicklungsdienstleister, aber auch Anwaltskanzleien, Banken und Versicherungen in wechselnden Konstellationen zu wertschöpfenden Allianzen zusammenschließen – je nachdem, welches Fahrzeug gerade entwickelt und auf den Markt gebracht werden soll.
Erste Ergebnisse liegen vor
Nach etwa einem Drittel der Projektlaufzeit wurden jetzt die ersten Meilensteine und Arbeitsergebnisse erreicht.
So liegt nun ein Prototyp in Form eines Minimum Viable Products (MVP) der zukünftigen Plattform vor. Darüber hinaus wurden der Onboarding Prozess zur Anbindung weiterer Partner und Mitglieder, die Schnittstellen zum Austausch und der gemeinsamen Nutzung von Daten, das sichere Betreiben der Plattform, die Prozesse vor und auf der Plattform und erste Vorschläge für mehrere Geschäfts- und Betreibermodelle entwickelt.
Förderprojekt lanciert eigene Projekt- und Plattform-Webseite „Ecovity"
Des Weiteren sind ab sofort alle wichtigen Informationen und Hintergründe zum Projekt über die Website www.ecovity.de abrufbar.
Neue Formen der Zusammenarbeit in Wertschöpfungsnetzwerken
„Die digitale Transformation ist nichts mehr und nicht weniger als ein Katalysator für einen weiteren Transformationsprozess, der zahlreichen Unternehmen super Chancen eröffnet. Aber eben nur den agilen, schnellen und kreativen Unternehmen. Wir werden hier agile Wertschöpfungsnetzwerke sehen, also lose Verbünde von Unternehmen, die situationsbezogen kooperieren, um dann kurz danach wieder zueinander im Wettbewerb zu stehen.“ erklärt Dr. Jürgen Jähnert, Geschäftsführer von bwcon.
»Von der Bestellung bis zur Zahlung wollen wir einen durchgängig automatisierten Prozess entwickeln«, sagt Vladimir Jelschow von der Abteilung Unternehmensstrategie und -entwicklung am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA. Dabei muss die Plattform die gesamte Prozesskette abbilden und technische, organisatorische und rechtliche Rahmenbedingungen für das Wertschöpfungsnetzwerk berücksichtigen. Für die Automatisierung sollen intelligente Algorithmen zum Einsatz kommen, die beispielsweise für die Bestandteile der gewünschten Fahrzeuge die passenden Hersteller ermitteln.
»Die effektive Gestaltung des Wertschöpfungsnetzwerks ist der Kern für den Erfolg der Plattform«, sagt Mirko Schneider von der Abteilung Unternehmensstrategie und -entwicklung am Fraunhofer IPA. Dabei muss für jedes Unternehmen ein Mehrwert durch die Teilnahme an der Plattform entstehen, wobei innerhalb des Projekts neue Geschäftsmodelle und Abrechnungslogiken für das Wertschöpfungsnetzwerk erarbeitet werden.
Prototyp der Plattform für Anfang 2026 geplant
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz fördert das Forschungsprojekt IntWertL mit rund zwölf Millionen Euro. Projektträger ist der TÜV Rheinland. Das Forschungsprojekt ist am 1. September 2022 angelaufen und auf 42 Monate angelegt. Bis zum Frühjahr 2026 wollen die 17 beteiligten Unternehmen und Forschungseinrichtungen einen Prototyp ihrer Plattform fertigstellen – mit begrenztem Funktionsumfang und ersten Mitgliedsunternehmen.