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„Die Robotik ist keine Einzeldisziplin“

Michael Fraede ist ein Robotik-Experte. Der CSO der WEISS Gruppe leitet die bwcon Special Interest Group Robotics. In einem Interview hat er uns verraten, was ihn antreibt und wie er seine Leidenschaft für die Robotik entdeckt hat.

Mit 32 Jahren Erfahrung in der industriellen Automation und Robotik gilt Michael Fraede als Robotik-Experte. Zudem verfügt er über das Know-how und die langjährige Erfahrung im komplexen Vertrieb, der strategischen Geschäftsentwicklung und der Erschließung neuer Märkte und Geschäftsfelder. 

 

Wie sind Sie zum Robotik Experten geworden? Wie fing alles an und was fasziniert Sie dabei? 

Michael Fraede: Nach meiner kaufmännischen Ausbildung war ich im technischen Vertrieb für medizinische Präzisions-Labortechnik gelandet. Dort hatte ich eine recht fundierte technische Grundlage „on the job“ erhalten. Von dort wurde ich 1988 von einem Personalberater in die Robotik vermittelt. Da ich damals branchenfremd und ohne Ingenieurstitel war, musste ich mich über Jahre täglich beweisen. Das hatte meinen Ehrgeiz angespornt, und ich habe wie ein Schwamm in allen Bereichen der Robotik und Systemintegration gelernt. Daraus war ein lebenslanges Lernen mit Begeisterung geworden, da sich diese Technologie in ihren Einsatzmöglichkeiten rasant weiterentwickelt hat. Nach meinen ersten Karriere-Erfolgen hatte ich mich sehr stark der Öffentlichkeitsarbeit und Verbandsarbeit gewidmet. Unter anderem war ich viele Jahre im VDMA Fachvorstand der Robotik, hatte unzählige Fachberichte geschrieben, internationale Vorträge gehalten, und Diplomarbeiten vergeben. 

 

Sie sind Teil der Special Interest Group (SIG) „Robotik“ des Wirtschaftsnetzwerks bwcon. Wesentlicher Agenda-Punkt der SIG Robotik ist die Förderung des Austausches zwischen Unternehmen. Welchen Stellenwert nehmen Kooperationen zwischen Unternehmen heute ein? 

Michael Fraede: Die Robotik ist keine Einzeldisziplin. Ein Roboter als Komponente liefert keinerlei Nutzen. Es ist die sinnhafte und prozesssichere Integration, die dem Roboter seinen Nutzen verleiht. Somit braucht es viele synchronisierte Disziplinen, um diesen gewünschten Nutzen zu erzielen: Roboter, Greifer, Sensorik, Programmierung, übergeordnete Steuerungen, Prozess, Systemintegration. Alle beteiligten Parteien müssen nicht nur ihr Wissen einbringen, sondern auch den Anderen aufmerksam zuhören. Genau so entstehen wunderbare Lösungen, die durch wirtschaftliche Automatisierung die Betriebe wettbewerbsfähig halten und Arbeitsplätze sichern. Genau für diesen Austausch möchte die SIG Robotik in der bwcon eine Plattform bieten. 

 

Wo sehen Sie die größten Chancen für Unternehmen und wo auch eventuell Hindernisse? 

Michael Fraede: Es ist genau der Mittelstand mit Produktionsbetrieben, die den größten Nutzen daraus hätten. Es ist naheliegend, dass technische Verkäufer vom Verkauf leben. Da stehen eher Einzelkomponenten im Vordergrund, und weniger die gesamtheitlichen Kundeninteressen. Hierzu möchten wir dem bwcon Netzwerk aus KMU Anwendern und Anbietern eine neutrale Plattform zum gesamtheitlichen Austausch bieten. Das müssen wir in den Markt erkennbar vermitteln. 

 

Der Südwesten Deutschlands steht für Wohlstand und zahlreiche erfolgreiche Unternehmen. Würden Sie daher Baden-Württemberg als Innovationstreiber bezeichnen? 

Michael Fraede: 80 Prozent der Beschäftigten im Südwesten arbeiten im Mittelstand. Fast immer waren es sehr helle Köpfe, die durch starke Entwicklungen einen lokalen und globalen Markt erobert haben. Darunter sind viele „hidden champions“ mit Weltruf. Viele dieser Betriebe haben sowohl im Generationswechsel, als auch im technologischen Wandel der Digitalisierung und Globalisierung ihre Herausforderungen. Damit dürfen wir sie nicht alleine lassen. Sonst ist unser über Jahrzehnte aufgebaute Wohlstand in Gefahr. 

 

Mit Blick auf Ihre Social Media Aktivitäten und Ihre Reichweite könnte man Sie als Social Media Influencer bezeichnen. Welche Rolle spielt Social Media für Sie und welchen Einfluss hat das auf Ihr Netzwerk Engagement bei bwcon? 

Michael Fraede: Vielen Dank für diesen freundlichen „Titel“. Mittlerweile habe ich rund 11.000 digitale Berufskontakte im Netz. Das ist über die letzten Jahrzehnte an wunderbaren Kontakten in der weltweiten Tätigkeit der Automatisierungslandschaft entstanden. Mir ist es immer sehr wichtig, technisch wertige und ethisch korrekte Beiträge zu liefern. So baut man sich einen Ruf auf, und gibt positive Orientierung. Das möchte ich auch gerne an die junge Generation weitergeben. Deshalb engagiere ich mich so gerne bei der bwcon, und halte Fachvorträge an drei Hochschulen für Robotik im Südwesten. 

 

Sie sind CSO der Weiss Group weltweit, Leitung der SIG Robotik, engagieren sich im bwcon Netzwerk. Woher nehmen Sie die Energie und was ist Ihr Tipp für eine gute Work-Life-Balance? 

Michael Fraede: Große Leute haben mal gesagt: Wenn Du das findest, was Du wirklich gerne tust, musst Du nicht mehr arbeiten. In der Tat, ich engagiere mich täglich aus voller Überzeugung, mit hohem ethischen Anspruch, und technisch und wirtschaftlicher Sinnhaftigkeit. Gute Automatisierung sichert die Wettbewerbsfähigkeit am Hochlohnstandort, gute Arbeitsplätze und sozialem Wohlstand. Dafür stehe ich, und bringe gerne einen Großteil meiner Freizeit dafür ein. Ich habe das große Glück, eine wunderbare Familie zu haben, die mir hierfür den nötigen Freiraum und Rückhalt gibt. Dafür bin ich sehr dankbar. 

Herzlichen Dank für die tollen Einblicke und das Interview. 

 

bwcon Special Interest Group (SIG):

bwcon bietet zu verschiedenen Schwerpunktthemen sogenannte Special Interest Groups (SIGs) an. Ziel dieser Arbeitsgruppen ist der intensive, inhaltliche Austausch über einen speziellen Arbeitsbereich, eine stärkere Vernetzung der Mitglieder und der Anschub von Kooperationen. Die Teilnehmer haben durch diese SIGs die Möglichkeit, gemeinsam spezifische Fragestellungen zu diskutieren und zu bearbeiten. Weitere Infos zu bwcon Special Interest Groups >>