Im elterlichen Betrieb Kaltenbach Maschinenbau hat er als CEO und Hauptgesellschafter früh Verantwortung übernommen. Doch Valentin Kaltenbach wagt Mitte 40 einen radikalen Schnitt. Er verkauft das Familienunternehmen und gründet ein Start-up. Mit der Kaltenbach.Solutions GmbH hilft er Unternehmen der Stahlbranche dabei, die Leistung ihrer Anlagen zu steigern.
Herr Kaltenbach, Innovation und Ingenieurskunst spielen in Ihrer Familie seit mehreren Generationen eine wichtige Rolle. Was waren Ihre persönlichen Anfänge?
Aufgewachsen bin ich in einer Unternehmerfamilie mit einem Vater, der die technischen Hobbies und Interessen seiner Kinder gefördert hat. Dadurch lernte ich früh, technische und naturwissenschaftliche Zusammenhänge zu begreifen. Meine Neugier war geweckt und es entstand der feste Wille, neue Lösungen für die Probleme der realen Welt zu schaffen. Nach dem Maschinenbau-Studium in Karlsruhe und Kanada folgte der Einstieg in den väterlichen Betrieb. Als CEO und Hauptgesellschafter habe ich schon früh Verantwortung übernommen.
Wie sind Sie dazu gekommen, selber ein Start-up zu gründen?
Das traditionsreiche Familienunternehmen Kaltenbach Maschinenbau entwickelte sich mit den Jahren vom Spezialisten für Kreissägetechnik zum Systemlieferanten für die Komplettbearbeitung von Profilstahl. Mit Mitte 40 wurde mir klar, dass ich unternehmerisch etwas Neues beginnen wollte. Nach reiflicher Überlegung wagte ich einen radikalen Schritt: Die gewachsene Unternehmensgruppe mit mehr als 500 Mitarbeitenden an über zehn Standorten verkaufen und meine kreative Energie endlich konsequent dem Thema Industrie 4.0 widmen! Ich gründete 2017 Kaltenbach.Solutions mit der Mission, den Kunden „boost your performance“ im Bereich Manufacturing an die Hand zu geben.
Was ist die Lösung von Kaltenbach.Solutions?
Wir entwickeln und betreiben eine modulare, webbasierte Lösungsplattform mit deren Hilfe unsere Kunden die Leistung ihrer Maschinen in der Fertigung um 30 Prozent und mehr steigern können. Dazu nutzen wir Werkzeuge, die unter dem Begriff Industrie 4.0 bekannt sind: das Internet der Dinge, Smart-Boxen, Cloud-Lösungen und KI. Wir sind einzigartig, weil wir Gesamtlösungen anbieten - Hardware, Software, Expertise und Dienstleistung in einem Paket, genau abgestimmt auf die Bedürfnisse des Kunden. Die Lösungen lassen sich einfach über Plug-and-Play an allen Maschinen anbringen. Damit spart der Kunde Kosten für Projekt-Management oder User-Schulungen. Er kann sofort mit der Umsetzung beginnen und in kurzer Zeit Ergebnisse erzielen.
Was ist das Besondere an Ihrem Start-up?
Wir kommen aus dem Maschinenbau mit langjähriger und weltweiter Expertise, sind dann in die digitale Web-Welt eingestiegen und verbinden diese mit tiefem Branchenwissen. Damit generieren wir außergewöhnliche Mehrwerte. Durch meine eigene Transformation habe ich gelernt, immer wieder Vorhandenes loszulassen, um mir meine geistige Freiheit zu erarbeiten. Die in diesem Prozess gewonnenen Erkenntnisse sind der kreative Kern meiner Arbeit. Sie helfen uns und den Kunden, die Dinge radikal anders und einfach zu denken. Das ist anstrengend, bietet aber ganz große Chancen und macht unsere Lösungen einzigartig.
Im Januar 2022 wurden Sie über das Projekt „INTonomous“, welches von bwcon ausgeführt wird, in das Silicon Valley eingeladen. Wie unterscheidet sich das Startup-Ökosystem im Silicon Valley von dem in Europa?
Die Professionalität, mit der im Silicon Valley investiert wird, ist einzigartig. Geld gibt es genug auf der Welt und bei niedrigen Zinsen sucht das Geld nach attraktiven, sinnvollen Investitionsmöglichkeiten. Entscheidend für den Erfolg ist eine lernende und mutige Geisteshaltung. Es geht darum, innovative Lösungen für die Bedürfnisse der Menschen zu schaffen und diese erfolgreich zu skalieren. Eine neue Maschine ist schnell gebaut - die Herausforderung besteht darin, ein System zu schaffen, das viele Maschinen zu attraktiven Kosten produziert. Im Silicon Valley leben faszinierende Menschen, die das können und fördern. Baden-Württemberg, geprägt vom Geist genialer Erfinder, kann das auch.
Info: Das Projekt „INTonomous“, Internationalisation for Autonomous Driving, organisiert Projekte in ausgewählten Zielländern - von den USA über Kanada bis hin zu Dubai und Abu Dhabi. Kleinere und mittelständische Unternehmen bekommen so ein Verständnis für lokale Märkte und erlangen Zugang zu relevanten Partnern und strategischen Entscheidungsträgern auf dem Gebiet des autonomen Fahrens.