Fachkräftemangel, die Corona-Pandemie und überfüllte Pflegeeinrichtungen zeichnen den Arbeitsalltag vieler Pflegekräfte. Neben der Pflege und Dokumentation bleibt nur noch selten Zeit für das Zwischenmenschliche zwischen Pflegekraft und Betreuten – welches für einige Betreute die einzige menschliche Interaktion bedeutet. Mit der CareLens entwickelt die GADV einen digitalen Assistenten, der die Vitalwerteerfassung, Protokollierung und Dokumentation sprachgesteuert während der pflegerischen Tätigkeit übernimmt und damit mehr Betreuungszeit ermöglicht.
Woher kommt die Idee des Assistenzsystems?
Die Idee für das GADV Assistenzsystem CareLens kam Dr. Gregor Diehl, Geschäftsführer GADV mbH, auf einer morgendlichen Autofahrt zur Firma. Im Radio wurde ein Interview über die aktuelle Problemsituation in der Pflege gesendet, und das insbesondere zu Zeiten von Corona. Aufgrund der angespannten Personalsituation wurde berichtet, dass es zur Entlastung des Pflegepersonals helfen würde, wenn die Tätigkeiten nicht minutengetreu dokumentiert werden müssten. Getreu dem Motto: „die Hände des Pflegers gehören an den Patienten und nicht an den Stift“, erinnert sich der Geschäftsführer. In der Industrie werden bereits Lösungen zur Entlastung und Unterstützung des Personals in Instandhaltung und Service eingesetzt. Diese wollte Dr. Diehl mit mobilen Endgeräten auch für den Einsatz in der Pflege erweitern.
Mit seinem Team entwickelt er das Assistenzsystem GADV CareLens mit den Zielen, Pflegekräfte von administrativen Arbeiten und Dokumentationsaufgaben zu entlasten und sie durch Online-Anleitungen und Hilfestellungen in der Ausübung ihrer pflegerischen Tätigkeiten zu unterstützen.
Entlastung der Pflegekräfte
Das Ziel des Entwicklerteams war eine mobile Gesamtlösung zu entwickeln, die die Pflegekraft mit allen wichtigen Informationen versorgt und sie sowohl bei administrativen als auch pflegerischen Tätigkeiten unterstützt und entlastet. Alle notwendigen Funktionen, die bisher über Smartphone, Tablet und PC genutzt werden, sollten mit der GADV CareLens in einem mobilen System vereint werden.
Die Pflegekraft interagiert rein über die Sprachsteuerung und erhält Anweisungen, Anleitungen und Informationen direkt auf dem Display. Über eine integrierte Kamera werden Bild- oder Video-Aufnahmen gemacht, die im Protokoll automatisch abgespeichert werden. Durch den automatisierten Datenaustausch mit dem Pflege-ERP sind keine manuellen Eingaben und keine doppelte Datenhaltung erforderlich. Die Dokumentation wird direkt ins branchenspezifische ERP-System übertragen.
Außerdem können auf diese Weise weitere Fachkräfte virtuell hinzugeschaltet werden, um entsprechende Hilfestellung für die Pflegekraft zu leisten, ohne physisch anwesend zu sein.
Digitalisierung im Pflegebereich: Chancen und Hürden
Eine wesentliche Herausforderung im Pflegebereich sieht Dr. Diehl in der Ablösung der momentan noch sehr häufig durchgeführten manuellen Tätigkeitserfassungen sowie Akten und Vorgaben per Papier. Obwohl der Einzug von digitalen Prozessen und Systemen noch am Anfang zu stehen scheint, sieht Dr. Diehl ein hohes Potenzial an Entlastung für das Personal sowie für die Verbesserung der Datenqualität. Neben der technischen Verfügbarkeit benötigt es Investitionsmittel und besonders in der Einführungsphase ist durch Information und Schulung die Akzeptanz beim Pflegepersonal sowie den zu Betreuenden zu schaffen.
Neue Perspektiven für die Pflegebranche
Das Assistenzsystem GADV CareLens befindet sich momentan zusammen mit dem Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg am Start für erste praktische Einsätze in Pflegeeinrichtungen. Die Resonanz in allen Häusern war sehr positiv und wurde als ein Schritt in die richtige Richtung gesehen. Der große Vorteil wurde in der einfachen, intuitiven Bedienung, der sehr gut funktionierenden Sprachsteuerung, dem Entfall von manuellen Dokumentationstätigkeiten sowie in der digitalen Vor-Ort-Unterstützung der Pflegekraft gesehen. Von allen Beteiligten wurde stets hervorgehoben, dass sie durch das gleichzeitige Protokollieren schon während ihrer Tätigkeitsausübung eine deutliche zeitliche Entlastung, verbunden mit deutlich weniger Stress bei reduzierter Fehleranfälligkeit, erreichen würden.
GADV: Software-Partner für die Industrie
Die GADV ist Software-Partner mittlerer und großer Industriebetriebe für anspruchsvolle Automatisierungs- und Rationalisierungsaufgaben. Schwerpunkte der vielseitigen Tätigkeiten ist die Digitalisierung und Vernetzung von Anlagen, Geräten und Prozessen. Das Leistungsspektrum reicht von der Konzeption über die Software-Umsetzung, Inbetriebnahme und Systemintegration bis hin zur Übernahme von Wartung und Rufbereitschaft. Stärke der GADV ist, Anwendungs-, IT- und Prozess-Know-how in einer Lösung zu kombinieren. Realisierte Lösungen aus Automotive und der Investitionsgüterindustrie konnten erfolgreich in die Medizintechnik und Pflege übertragen werden. Hierzu gibt es weitere Informationen auf der Webseite der GADV.
bwcon Satellitenevent präsentiert Innovationen für die Zukunft der Pflege
Die Pflege von morgen ist ein bedeutendes Thema und bwcon ist es ein großes Anliegen, den Personen, Unternehmen und Start-ups, die dieses voranbringen, eine große Plattform zum Präsentieren, Austauschen und Vernetzen zu bieten. Dazu richtete bwcon im Rahmen des Interreg-Projekts TITAN-E und des bwcon Hightech Summit am 7. November 2022 ein Satellitenevent aus, bei dem neben der GADV weitere Unternehmen und Start-ups, wie die sprylab technologies GmbH, StellDirVor GmbH und die senexis GmbH, ihre Innovationen und Dienstleistungen für die Pflege von morgen vorstellten. Wer noch mehr darüber erfahren möchte, hat die Möglichkeit sich mit Ana Breton (Netzwerk- und Kooperationsmanagerin) per Mail auszutauschen.
Zusammenarbeit: Innovation und Wirtschaftsförderung
Das Interreg-Projekt TITAN-E (Trinational Innovation and Technology Advanced Networks of Enterprises) hat zum Ziel, unter der Projektträgerschaft der Industrie- und Handelskammer Alsace Eurométropole Wirtschaft und Wissenschaft in der Oberrheinregion im grenzüberschreitenden Kontext einander näher zu bringen.