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Der "Regional Champion" kommt aus Stuttgart

Albert Groz ist Gründer und Geschäftsführer von TruPhysics – sein Start-up wurde zu einem der fünf Regional Champions Baden-Württembergs gewählt. Im Interview verrät er sein Erfolgsrezept.

Mit blumigen Versprechen will Albert Groz seine Kunden nicht locken. Vielmehr setzt der IT-Fachmann und Firmengründer auf kundenorientierte Lösungen. Ganz im schwäbischen Geist entwickelt er mit seinen Mitarbeitenden innovative Technologien mit kleinem Budget. 

  

Herr Groz, erzählen Sie uns etwas zu Ihrer Person und Ihrem Start-up.

 

Ich wurde in Kasachstan geboren und bin mit elf Jahren nach Deutschland gekommen. Nach dem erfolgreichen Abbruch meines Maschinenbau Studiums an der Uni Stuttgart war ich selbständiger IT-Berater für Geschäftsprozesse und habe parallel mit meinen zwei Mitgründern die Firma TruPhysics als Geschäftsführer aufgebaut. Neben den alltäglichen Aufgaben entwickle ich Strategien für Produkte, neue Technologien und Architekturen, sowie den anschließenden Vertrieb und die Vermarktung. 

 

Was zeichnet TruPhysics aus? 

 

TruPhysics, mit seinen 22 Mitarbeitenden, ist Experte für digitale Zwillinge und Automatisierungslösungen mit Fokus auf Entwicklung und Integration intelligenter „out-of-the-Box“ Robotersysteme, die zentral über das eigenentwickelte Roboter Betriebssystem TruOS gesteuert werden. Die TruPhysics AI Plattform mit einem ständig wachsenden Katalog von Drittanbietern sowie selbst entwickelten Robotern und Komponenten ermöglicht tausende von funktionalen Kombinationen mit 100 Prozent fehlerfreier Kompatibilität. Die intelligenten und einfach zu bedienenden TruOS Apps arbeiten bereits bei über 100 Kunden und unterstützen Menschen bei ihren täglichen Aufgaben in der Fertigung, Pharmaindustrie, Logistik und in vielen weiteren Einsatzgebieten. 

 

In Mitteleuropa besteht hohes Potenzial für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Vieles davon bleibt jedoch ungenutzt. Das Ziel der EU ist es daher, dieses Potenzial durch vernetzte „Digital Innovation Hubs“ zu fördern. Sie durften hier persönlich teilnehmen und einen Einblick gewinnen. Warum denken Sie, ist es wichtig, den digitalen Wandel durch Digital Innovation Hubs zu fördern? 

 

Gerade in „THE LÄND“ gibt es sehr viele tüchtige und talentierte Tüftler und Erfinder, die jedoch sehr wenig bis gar keine Erfahrung im Vertrieb und in der Vermarktung ihrer Lösungen haben. Dadurch geht man im Sumpf der gehypten Start-ups mit Milliardenbewertungen unter, obwohl man eventuell bessere Technologien und erfolgreichere Kundenprojekte umgesetzt hat. Umso wichtiger ist es auch für TruPhysics, über Innovation Hubs den Zugang zu Neukunden und Partnern zu gewinnen und mit Lösungen für reale Kundenprobleme anstatt mit blumigen Versprechen zu glänzen. 

 

In den Digital Innovation Hubs wurden fünf Regional Champions aus Baden-Württemberg ausgewählt. Diese Champions zeichnen sich dadurch aus, dass sie erstklassige Organisationen sind, die für die spezifische Forschungs- und Innovationsentwicklung eines Gebietes entscheidend sind. Ihr Start-up TruPhysics ist eines davon. Was bedeutet das für Sie und welche Möglichkeiten eröffnet dies für Sie und Ihr Unternehmen? 

 

Mit finanzieller Unterstützung des Landes konnten wir immer noch 100 Prozent der Firmenanteile halten und nach schwäbischer Manier hochinnovative Technologien trotz eines kleinen Budgets fertigstellen. Diese Auszeichnung ist eine großartige Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind und der Erfolg nicht durch PowerPoint-Versprechen und Millionen Fremdkapital eintritt, sondern durch ein ehrgeiziges Team, Durchhaltevermögen und den richtigen Riecher für innovative Technologie, faire Partnerschaften und den passenden Abnehmermarkt.

 

Was braucht TruPhysics, um mehr Sichtbarkeit zu erhalten? 

 

Sichtbarkeit über Online Marketing Kanäle, Vergleichsportale und Netzwerke sind schon mal eine gute Grundlage um möglichst viele Kunden und Partner zu erreichen. Für viele Kunden reicht eine grobe Unternehmensbeschreibung jedoch oftmals nicht aus, um eine neue und innovative Technologie auf ihr aktuelles und individuelles Problem zu übertragen. Hierfür arbeiten wir an vielen Projektbeispielen und Einsatzszenarien, um die Kunden zu inspirieren. Wir wünschen uns noch mehr „Matching-Portale“, wo auch die Kunden und Partner ihre aktuellen Herausforderungen veröffentlichen können. 

 

Haben Sie abschließend noch Tipps für Hightech Gründer in Baden-Württemberg?

 

Es ist sehr einfach und schön von einer Idee, Ruhm und Erfolg zu träumen – auch ich habe jeden Tag zwei bis drei neue Ideen und Geschäftsmodelle. Es ist jedoch umso schwerer, die Ärmel hochzukrempeln und sich tiefer mit der Umsetzung zu beschäftigen. Gleich zu Beginn ist es essenziell, zuverlässige Wegbegleiter zu finden und gemeinsam einen Kooperationsvertrag niederzuschreiben, zur Not auch auf einer Serviette. Im Operativen haben wir eine 0-Meeting Strategie – Planung wird beim Kaffee, Mittagessen oder Abendbierchen kurz besprochen. So hat man mehr Zeit zum Umsetzen. Wenn eine Aufgabe zu schwer erscheint – sich nicht entmutigen lassen, sondern diese trotzdem anpacken und soweit runterbrechen, bis viele kleine Aufgaben mit einem Aufwand von maximal ein bis zwei Stunden vorhanden sind, diese dann priorisieren und einfach machen. 

 

Oftmals habe ich einen Mentor gebraucht, sei es bei Finanzen, Teamaufbau, Vertrieb etc. Dabei lernt man mit der Zeit, auf die „Richtigen“ zu hören und mit der ständig wachsenden Erfahrung ein eigenes Meinungsbild zu schaffen und schnell Entscheidungen zu treffen. 

 

Mehr zur TruPhysics GmbH: Die TruPhysics GmbH wurde 2015 in Stuttgart gegründet und konzentriert sich seitdem auf die Erstellung einer Robotik-Plattform, die Roboter dazu befähigt, Menschen im beruflichen und privaten Alltag zu unterstützen. Diese basiert auf dem Einsatz von Modulen wie Simulation, Fernsteuerung und Machine-learning-Verfahren. Im Hauptfokus stehen mobile, autonome Intralogistiklösungen mit FTS-Systemen, Roboterarmen und intelligenten Sensoren wie zum Beispiel das TruShelf, ein mobiles Multilevel-Regalsystem für den intralogistischen Transport oder das Flottenmanagementsystem TruFleet. 

 

Die Digital Innovation Hubs des EU-Projektes „S3HubsinCE“: Die Digital Innovation Hubs sind Zentren für komplexe Dienstleistungen, in denen Unternehmen, insbesondere KMU und Start-ups, ihre Kompetenzen im Zusammenhang mit der Rationalisierung von Produktionsprozessen, Produkten und Dienstleistungen durch den Einsatz digitaler Technologien verbessern können. Das Ziel des S3HubsinCE-Projekts ist es, die Kompetenzen regionaler Digital Innovation Hubs in Mittel- und Osteuropa durch den Austausch von Erfahrungen und bewährten Praktiken zwischen den Projektpartnern aufzubauen. Noch ausführliche Informationen finden sich auf dieser Webseite.