Landwirtschaft zukunftsfähiger und nachhaltiger gestalten. Diese Vision verfolgt das Start-up Organifarms. Mit ihrem innovativen Ernte-Roboter namens „Berry“ möchten sie das Ziel erreichen, arbeitsintensive Aufgaben, wie Ernte, Qualitätskontrolle, Verpackung und Logistik im Gewächshausbereich möglichst effizient zu gestalten und Probleme wie hohe Personalkosten und Personalmangel zu lösen.
Was steckt hinter dem Konzept eures Start-ups?
„Bei Organifarms entwickeln wir Ernte Roboter für Obst und Gemüse, um Erzeugerinnen und Erzeugern dabei zu helfen mit hohen Personalkosten und hohem Personalbedarf umzugehen. Wir machen das, indem wir arbeitsintensiven Aufgaben automatisieren. Das ist neben der Ernte auch die Qualitätskontrolle der Früchte, das Verpacken und die Logistik im Gewächshausbereich."
„Diese Aufgaben werden von unserem Roboter „Berry“ übernommen. Er kann sich autonom durch das Gewächshaus bewegen und 24/7 arbeiten. Dadurch spart er viel der Personalkosten und des Personalbedarfs ein. Wir haben zwei Akkus, die mit zum Produkt gehören. Nach zwölf Stunden muss der Akku ausgewechselt werden, sodass in der Zwischenzeit der andere laden kann. Dadurch hat man dann auch keine „Down Time“.
Wie seid ihr zu der Idee gekommen?
„Wir haben uns auf einem Hackathon in Berlin kennengelernt, bei dem es um den Klimawandel und die Energiewende ging. Ich habe zu dieser Zeit gerade meine Masterarbeit im Bereich der Klimapolitik geschrieben und weil ich noch etwas nebenher machen wollte, das nicht so theoretisch ist, habe ich mich bei diesem Hackathon einer Idee angeschlossen. Die Idee meines jetzigen Mitgründers Dominik war es, eine Lösung für den Personalmangel in der Landwirtschaft zu entwickeln, um die Landwirtschaft zukunftsfähiger und nachhaltiger zu gestalten.“
Was für ein Problem wollt ihr mit eurer Idee lösen?
„Die Landwirtschaft, vor allem im Gewächshausbereich, soll nachhaltiger und effizienter werden. In Europa werden jährlich 10.000.000 Tonnen Obst und Gemüse angebaut, die aktuell noch zu 100 Prozent von Hand geerntet werden. Oft sind das auch nur Saisonkräfte. Laut einer Studie in Deutschland sagen 90 Prozent der Erzeugerinnen und Erzeuger, dass sie einfach nicht mehr genug Erntehelfer finden. Manche sagen sogar, dass sie ohne Automatisierung keine Zukunft mehr für die Branche sehen. Das ist genau der Punkt, an dem wir ansetzen wollen, sodass die Betriebe erhalten bleiben und weiterhin regionale Lebensmittel produzieren können. Außerdem zielt unser Produkt darauf ab, dass die Erzeugerinnen und Erzeuger durch die eingesparten Kosten höhere Margen erhalten und auch mit Produkten aus dem Ausland konkurrieren können."
Hat der CyberOne Gewinn und die Teilnahme an der Unternehmensschule euer Start-up unterstützt? Was waren eure größten Erfolge bisher?
„Wir haben schon recht viele „Trials“ mit verschiedenen Erzeugerinnen und Erzeugern, aber auch mit Forschungseinrichtungen hier in Deutschland und den Niederlanden gemacht. In dieser Zeit konnten wir unter Beweis stellen, dass der Roboter tut, was er verspricht und auch erste Verträge mit Kundinnen und Kunden unterzeichnen. Außerdem haben wir auch Start-up Förderungen vom Landwirtschaftsministerium und vom Start-up Preseed erhalten.“
Mit welchen Kunden schließt ihr die Verträge? Was ist eure Zielgruppe?
„Das sind vor allem Kunden im Gartenbau und landwirtschaftlichen Betrieben, in denen unter anderem verschiedene Sachen angebaut werden. Darunter sind sowohl Familienbetriebe als auch sehr große landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien. Im Allgemeinen verbindet die Betriebe, dass sie alle mit hohen Personalkosten oder Personalmangel zu kämpfen haben und dafür eine Lösung brauchen.“
Welche Maßnahmen ergreift ihr, um alles nachhaltiger zu gestalten?
„Was wir mit unserer Technologie und unserem Produkt erzielen wollen, basiert auf den drei Säulen der Nachhaltigkeit. Im sozialen Bereich möchten wir die Arbeitsbedingungen im Gewächshaus und Gartenbau dadurch verbessern, dass diese harte Arbeit nun durch den Roboter übernommen wird. Gleichzeitig unterstützen wir die Erzeugerinnen und Erzeuger ihre Margen zu erhöhen, indem wir die Effektivität der Produktion steigern. Im ökonomischen Bereich helfen wir den Erzeugerinnen und Erzeugern, sich auch im Wettbewerb durchzusetzen, vor allem gegen Länder, in denen günstiger produziert wird. Dadurch sind sie unabhängiger von Subventionen.“
„Im ökologischen Bereich ist unsere Technologie im ersten Schritt vor allem für Gewächshäuser ausgelegt und sorgt dafür, dass deutlich weniger Wasser, Dünger und Pestizide verbraucht und eingesetzt werden. Darüber hinaus unterstützen wir Landwirtinnen und Landwirte Lebensmittelverschwendungen zu reduzieren, indem wir eine bessere Qualitätskontrolle gewährleisten. Durch den Roboter werden die Früchte während der Ernte nicht berührt und es entstehen keine Druckstellen. Dadurch sind sie länger haltbar und der Erntezeitpunkt beziehungsweise der Reifegrad lässt sich besser erkennen. Zusätzlich werden wir auf unserem Roboter UVC Lampen installieren und können darüber im Erdbeer-Anbau bestimmte Krankheiten feststellen und bekämpfen, wie beispielsweise Mehltau oder Spinnmilben. Durch den Einsatz des UVC kann man fast vollständig auf Pestizide und Fungizide verzichten. Das wirkt sich auch sehr gut auf die Umwelt aus.“
Wie fördert euer Produkt die Nachhaltigkeit? Wie lässt sich das messen?
„Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig. Wir versuchen natürlich, zum einen im Unternehmen selbst, aber auch mit unserem Produkt, zu einem nachhaltigeren und fairen Ernährungssystem beizutragen. Das, was sich bei uns am besten messen lässt, ist zum einen der Lebensmittelverlust in der Lieferkette. Das heißt man kann sehen, wie viele der Früchte tatsächlich im Supermarkt ankommen und wie viele aussortiert oder weggeschmissen werden. Mit der UVC-Behandlung kann man beispielsweise nachvollziehen, wie viele Pestizide und Fungizide eingesetzt wurden. Außerdem beziehen wir einen großen Teil unseres Produktes von deutschen Unternehmen, wie beispielsweise unseren Roboterarm von Franka Emika aus München. Im Allgemeinen versuchen wir unsere Komponenten immer möglichst lokal zu beziehen.“
Was macht eure Idee so innovativ?
„Ich glaube, das, was unser Produkt sehr innovativ macht, ist, dass wir nicht nur einen kleinen Bereich im Gewächshausbereich abdecken und automatisieren, sondern den gesamten Prozess. Dazu gehört auch, dass wir mit unserem Produkt nicht nur ernten, sondern auch überprüfen, dass die Lebensmittelqualität verbessert wird, dass der Pestizideinsatz reduziert wird und dass wir die Erzeugerinnen und Erzeuger dabei unterstützen, ihre Erträge zu erhöhen. Gleichzeitig sammeln wir aber auch Daten und verarbeiten diese, sodass ein noch größerer Mehrwert entsteht."
Programm für Fortbildung nachhaltiger Präzisionslandwirtschaft: Boost
Das Start-up Organifarms ist nur ein Beispiel aus dem bwcon Netzwerk, das sich mit nachhaltigen Themen befasst. Die WIN-Charta Zielkonzept der bwcon verpflichtet sich darüber hinaus ein Leitbild für Unternehmen und Organisationen in Baden-Württemberg darzustellen, die sich der Nachhaltigkeit widmen. Sie fördert den verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen, die Entwicklung umweltfreundlicher Technologien und Prozesse, sowie den sozialen Zusammenhalt in der Region. Durch gemeinsame Projekte trägt die WIN-Charta der bwcon dazu bei, Baden-Württemberg als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit zu positionieren. Ein besonders interessantes Projekt, das sich mit dem nachhaltigen Austausch zwischen verschiedenen Interessensgruppen beschäftigt, ist das Projekt Boost.
Nachhaltige Produkte und innovative Technologien fördern den Übergang zu einer umweltfreundlichen und ressourcenschonenden Zukunft. Das Projekt Boost bietet einen Ort, an dem Unternehmen ihre Technologien präsentieren und potenzielle Partner finden können. Darüber hinaus können verschiedene Interessensgruppen zusammen mit Experten in unterschiedlichen Kursen neue Ideen entwickeln und Projekte vorantreiben.