Gemeinsam mit Edgar Müller gründete Moritz Schreyer Ende 2020 das Start-up Akkurent. Das Start-up des baden-württembergischen M.TECH ACCLERATORS ermöglicht mit seinen Miet- und Kaufoptionen den einfachen und schnellen Zugang zu professionellen, elektrischen Bau- und Gartengeräten. Mit ihrer nachhaltigen und ressourcenschonenden Plattform trifft das Start-up den Zahn der Zeit.
Lieber Herr Schreyer, erzählen Sie uns etwas zu Ihrem Start-up. Wie entstand die Idee?
Mein Co-Founder Edgar Müller war mit den gängigen Mietoptionen mit veralteten Geräten und langen Wartezeiten nicht zufrieden und hat mir von seiner Idee der vollautomatisierten Vermietung von Bau- und Gartengeräten erzählt. Ich war begeistert von der Vorstellung und habe das Potential für andere Branchen erkannt. Gemeinsam haben wir uns auf die Reise gemacht, eine nutzerfreundliche und nachhaltige Lösung für das Mieten von Gegenständen zu entwickeln. Wir haben unsere Plattform mit Akkurent.de zunächst für B2B-Kunden aus dem Bereich der Vermietung von Bau- und Gartengeräten erfolgreich in den Markt gebracht.
Was ist Ihre Vision für Ihr Start-up?
Wir verfolgen das Ziel die Lebensdauer jedes Produktes zu verlängern und die Auslastung, also deren Nutzen, nachhaltig und auch wirtschaftlich zu erhöhen. Mit unserer Arbeit befähigen wir Unternehmen wie Hersteller und Händler dazu.
Wie geht es kurzfristig für Ihr Start-up weiter?
Die Weiterentwicklung der Plattform steht derzeit in unserem Fokus. Zusätzlich wollen wir die Prozesse automatisieren, indem wir mit Hilfe von Bilderkennung die Vollständigkeit der Mietgegenstände überprüfen können. Schon von Anfang an war uns das große Potential unserer Sharing-Plattform bewusst. Daher haben wir bei der Entwicklung der Plattform von Beginn an berücksichtigt, dass wir weiteren Branchen den Zugang zur Vermietung von Produkten ermöglichen können.
Aktuell sind wir auf der Suche nach Unternehmen, um weitere Verticals außerhalb von Akkurent auf die Plattform zu bekommen. Neben Bau- und Gartengeräten, könnten beispielsweise Produkte aus dem Reise-, Baby- und Kinderbedarfs- oder dem Tierbedarfs-Markt in Zukunft auf unserer Plattform gefunden werden. Die Möglichkeiten sind so vielfältig, dass man unsere Plattform für alle Branchen und Produkte nutzen kann.Diese werden dann nicht über die Marke Akkurent.de, sondern auf Warengruppen spezifischen Plattformen oder über kundenspezifische Webseiten als White-Label-Lösung angeboten.
Was sind die wichtigsten Treiber für Ihr Geschäftsmodell?
Wir müssen den Umgang mit natürlichen Ressourcen dringend verändern. Der Ruf nach guten und nachhaltigen Produkten und Lösungen steigt nicht zuletzt durch den Wandel der Gesellschaft. Neben den Kundinnen und Kunden sind es auch die Unternehmen, die einen Beitrag leisten und innerhalb der Circular Economy neue, nachhaltige und zukunftsorientierte Geschäftsmodelle entwickeln.
Dies passiert durch den gesellschaftlichen Wandel, einer sich ändernden Gesetzgebung (Kreislaufwirtschaftsgesetz und ESG-Regularien), aber auch durch äußere Einflüsse wie die Pandemien und Kriege, die wir in den letzten 2,5 Jahren erleben mussten. Durch erschwerte Lieferketten bekommen Händler ihre Produkte nicht mehr in ausreichender Anzahl und können den Kundenbedarf nicht decken. Mit der Vermietung von wenigen Produkten könnten die vorhandenen Kundenbedürfnisse befriedigt werden.
Die Unternehmen benötigen mehr Daten zu den Produkten selbst, aber auch zum Nutzerverhalten, um die gesamte Wertschöpfung auf Produktlanglebigkeit auszulegen. Zusätzlich bedarf es innerhalb der Circular Economy einer Vernetzung zwischen Herstellern, Unternehmen und Endkund*innen. Zuletzt muss eine Marktdurchdringung gegeben sein, um zirkulären Geschäftsmodellen zum Erfolg zu bringen. Neben der Bereitstellung von Daten sehen wir hier als Sharing-Plattform für unterschiedliche Branchen unseren Beitrag.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei Ihrer Geschäftsidee?
Es geht bei der Vermietung um den Wandel vom Produkt- zum Dienstleistungsmodell. Alle Produkte werden dadurch besser ausgelastet. Durch eine bessere Auslastung, sprich häufige Vermietung, nutze ich den Lebenszyklus eines Produktes viel besser aus und trage so auch zu mehr Nachhaltigkeit bei.
Dieses Szenario lässt sich auf viele Produkte anwenden, etwa auf die Eismaschine zu Hause oder den Schlagbohrer im Keller. Aber auch Produkte, bei denen ich weiß, ich brauche diese etwas länger und danach nicht mehr. So bin ich vor kurzem Papa geworden - wir haben einen Sitz für Babys gekauft, welchen wir nur wenige Monate benötigt haben. Das Produkt hätte ich gerne für diese Zeit lediglich gemietet und dann zurückgegeben.
In Zukunft werden viel mehr Produkte vermietet werden, ob Möbel, Sportgeräte oder technisches Equipment. Der Markt befindet sich erst am Anfang und ich freue mich, dass wir mit einer positiven Entwicklung zur Steigerung der Nachhaltigkeit beitragen.
Warum ist Kreislaufwirtschaft so wichtig und wie äußert sich dies in Ihrem Geschäftsmodell?
Rohstoffe sind endlich und es macht natürlich Sinn, ressourcenschonend zu Arbeiten. Produkte und Rohstoffe sollen so lange wie möglich genutzt werden. Durch die Vermietung werden die Geräte besser ausgelastet und so Ressourcen bei der Herstellung und Entsorgung gespart.
Durch unsere Plattform werden wir zudem in der Lage sein, zu jeder Zeit alle Informationen zum Zustand und der Verwendung der Produkte abzurufen und können so den Lebenszyklus des Produkts ganzheitlich begleiten.
Derzeit sind wir mit einem Anbieter von Raumluftreinigern im Gespräch. Dessen Produkte waren eine Zeit beim Kunden im Einsatz, wurden anschließend gewartet und aufbereitet und sollen nun als Gebrauchtgeräte vermietet anstatt entsorgt werden.
Haben Sie abschließend noch Tipps für Hightech Gründer*innen in Baden-Württemberg?
Wir haben eine tolle Unterstützung aus der gesamten Start-up Szene und unserem vorhandenen Netzwerk und Förderungsmöglichkeiten bekommen. So konnten wir zuletzt am THE LAEND Stand auf der Hannover Messe am Stand der Wirtschaftsförderung/M.Tech Accelerator unsere KI-Lösung zur Vollständigkeitsüberprüfung von Mietgegenständen vorstellen.
Daher unser Tipp: Nutzt dieses Netzwerk in der Region und generell gilt „Einfach machen“.
Über Circular 4.0: CIRCULAR4.0 ist ein Projekt des EU-Programms Interreg Alpine Space. CIRCULAR4.0 verfolgt das Ziel, das Wissen von Unternehmerinnen und Unternehmern zu erweitern und deren Aufmerksamkeit auf die Konzepte der Kreislaufwirtschaft zu lenken und nützliche Werkzeuge zu entwickeln. Das Projekt hilft dabei, Kreislaufwirtschaft in kleinen und mittleren Unternehmen mithilfe von Digitalisierung einzuführen und diese effektiver zu gestalten. Die bwcon und weitere deutsche Partner präsentieren ihre Erfahrungen rund um das Thema „Kreislaufwirtschaft“ im Rahmen des Circular Futures Festivals am 14. und 15. September 2022.