Hier folgt eine gekürzte Text-Fassung des Interviews. Das ganze Interview ist hier auf Spotify verfügbar.
Anne Dröge: Herzlich willkommen, Kai. Du bist Gründer von Seedbox. Was hat dich dazu inspiriert, Seedbox zu gründen, und welche Vision treibt dich an?
Kai Kölsch: Die Gründung von Seedbox resultierte aus unseren Erfahrungen bei Daimler, wo mein Mitgründer Dennis und ich den Inkubator für digitale Geschäftsmodelle mit aufgebaut haben. Wir erkannten, dass Konzerne oft Schwierigkeiten haben, Innovationen schnell und effektiv umzusetzen, da sie häufig zu risikoavers agieren. Dies liegt oft an internen Strukturen und Regularien, die innovative Prozesse behindern. Daher war unsere Motivation, Corporate Innovation als Dienstleistung anzubieten, um Unternehmen mehr Freiheit bei der Umsetzung ihrer Ideen zu ermöglichen. Unsere Vision ist es, den Standort Deutschland zu stärken, da wir hier hervorragende Voraussetzungen für bahnbrechende Erfindungen sehen. Wir möchten den Menschen mit guten Ideen die Möglichkeit geben, diese auch tatsächlich zu verwirklichen.
Anne Dröge: Was genau macht Seedbox?
Kai Kölsch: Seedbox ist ein Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von KI-Software spezialisiert hat. Wir entwickeln Algorithmen und Softwareprodukte, und bieten diverse Beratungsdienstleistungen an. Ein besonderer Fokus liegt auf der Entwicklung und dem Training eigener Large-Language-Modelle, die wir als Open-Source zur Verfügung stellen, um die europäische KI-Community voranzubringen. Unser Geschäftsmodell basiert aber darauf, als Dienstleister für Kunden aus dem Mittelstand und großen Konzernen individuelle KI-Lösungen zu entwickeln, um ihre spezifischen Probleme zu lösen. Dazu gehören unter anderem innovative KI-Anwendungen, Agenten und Co-Piloten.
Anne Dröge: Was steckt hinter dem Supercomputer „Hunter“?
Kai Kölsch: Der "Hunter" ist der neue Supercomputer des Landes Baden-Württemberg, eines von drei High-Performance Computing Centers (HPC) in Deutschland. Diese HPCs dienen hauptsächlich der Forschung, aber auch der Industrie, beispielsweise für Klimamodelle oder Simulationen. Für Seedbox ist der Hunter ein wichtiges Test- und Entwicklungsumfeld, um sowohl Forschung als auch Entwicklung, unteranderem für die geplante AI-Factory, die 2026 in Stuttgart entstehen soll, voranzutreiben. Ein Problem ist, dass diese Supercomputer für die Industrie oft noch schwer zugänglich sind. Wir arbeiten daran, Mittelständlern den Zugang zu dieser Infrastruktur zu erleichtern und ihnen die Nutzung von KI-Anwendungen lokal zu ermöglichen.
Anne Dröge: Was sind eure nächsten Schritte?
Kai Kölsch: Wir haben ein erstes europäisches multilinguales Modell entwickelt, das alle 24 europäischen Amtssprachen inklusive lokaler Nuancen umfasst. Dies ist wichtig, um die Abhängigkeit von anderen Modellen zu reduzieren und die technologische Souveränität Europas zu stärken. Zudem arbeiten wir an einer Plattform, die es Mittelständlern ermöglicht, KI-Anwendungen auf der HPC-Infrastruktur effizient zu betreiben. Dabei legen wir großen Wert auf Datensicherheit und Lokalität, um die stets die notwendige Datenhoheit zu gewährleisten.
Anne Dröge: Wie geht ihr vor, wenn ein Unternehmen KI-Anwendungen einführen möchte?
Kai Kölsch: Am Anfang steht immer eine umfassende Bestandsaufnahme, bei der wir Unternehmen an das Thema KI heranführen. Oft haben unsere Kunden bereits konkrete Vorstellungen oder Herausforderungen, für die sie KI-Lösungen suchen. Wir validieren diese Ideen und entwickeln einen Proof-of-Concept, um die technische Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit zu prüfen. Ein Beispiel ist unser Projekt "From Text to CAD", bei dem wir versuchen, CAD-Modelle durch Texteingabe zu entwickeln.
Anne Dröge: Gibt es ein Projekt, das dir besonders am Herzen liegt?
Kai Kölsch: Ja, unser Projekt "Velaro", ein KI-Co-Pilot für Immobilien-Wertermittler. Dieser nimmt den Wertermittlern viel Arbeit ab, indem er automatisch Daten sammelt, analysiert und ein umfassendes Dokument erstellt. Die KI erkennt zum Beispiel Schäden, analysiert Grundbuchauszüge und Energieausweise und zieht relevante Standortdaten hinzu. Dadurch können die Wertermittler deutlich effizienter arbeiten und sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren.
Anne Dröge: Was rätst du Menschen und Organisationen, die Angst vor KI haben?
Kai Kölsch: Ich rate dazu, mutig zu sein und KI auszuprobieren, um eigene Erfahrungen zu sammeln. KI birgt natürlich auch Risiken, aber noch viel mehr Chancen. Es ist wichtig, dass wir als Individuen und Organisationen das Potenzial von KI nutzen, um einen positiven Beitrag zu leisten. Wir sollten nicht zulassen, dass andere die Vorteile von KI nutzen, während wir selbst zurückbleiben.
Anne Dröge: Welche Herausforderungen musstest du mit Seedbox meistern?
Kai Kölsch: Eine der größten Herausforderungen war die Gründung während des ersten Corona-Lockdowns. Wir hatten Existenzängste und mussten unser Geschäftsmodell in einer schwierigen Zeit vorbereiten. Wir haben jedoch die Situation genutzt, um unser Unternehmen voranzutreiben und eine positive Einstellung zu entwickeln.
Anne Dröge: Wie bleibt ihr kreativ und innovativ?
Kai Kölsch: Wir betreiben Trendscouting und Opportunity Mapping, um neue Ideen zu entwickeln. Mein Mitgründer Dennis war schon früh mit dem Thema KI befasst, und als OpenAI live ging, konnten wir unsere Ideen endlich umsetzen. Wir wollen die Entwicklung von KI mitgestalten und investieren in Forschung und Entwicklung. Wir arbeiten an neuen Methoden wie "Pruning", um KI-Modelle effizienter zu machen.
Anne Dröge: Welche Rolle spielt der Austausch mit der Community?
Kai Kölsch: Der Austausch mit der Community ist wichtig, aber es ist schade, dass Deutschland im Technologiebereich nicht führend ist. Viele wichtige Entwicklungen und Innovationen kommen nicht aus Deutschland, was zu einer Abwanderung von Talenten führt. Dennoch schätze ich den lokalen Austausch mit anderen Innovatoren, um neue Perspektiven zu gewinnen.
Anne Dröge: Welchen Wunsch hast du für die Zukunft der KI?
Kai Kölsch: Ich wünsche mir, dass wir mutig sind und KI als Chance sehen, sie ethisch und moralisch korrekt anwenden und das Ziel verfolgen, dass unsere Arbeit das Morgen besser macht. Unser Motto lautet: "Crafting human centric AI for a better tomorrow", und wir wollen sicherstellen, dass KI zum Wohle der Menschheit eingesetzt wird.
Anne Dröge: Welche drei Eigenschaften würden deine Mitstreiter dir zuschreiben?
Kai Kölsch: Wahrscheinlich Ungeduld, Humor und dass ich ein "People Catcher" bin, also jemand, der gerne mit Menschen arbeitet und Netzwerke aufbaut.
Anne Dröge: Zum Abschluss, ein paar "Entweder-oder"-Fragen:
Früh aufstehen oder spät arbeiten? Spät arbeiten
Kreativität oder Effizienz? Effizienz
Pläne machen oder spontan handeln? Ich handle spontan.
Strukturierte Tage oder unstrukturierte Freiheit? Unstrukturierte Freiheit
Homeoffice oder Büro? Beides. Hat beides Vor- und Nachteile.
KI im Gesundheitswesen oder in der Finanzbranche? Im Gesundheitswesen
Künstliche Intelligenz oder menschliche Intuition? Menschliche Intuition
Anne Dröge: Vielen Dank für das Gespräch, Kai.
Das war eine gekürzte Text-Fassung des Interviews. Das ganze Interview ist hier auf Spotify verfügbar.
Kontakt:
Seedbox.ai
Eine Marke der Seedbox Ventures GmbH
Kai Kölsch, Geschäftsführer
Marienstraße 27
70178 Stuttgart
E-Mail: office@seedbox.ai
Website: https://www.seedbox.ai/