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Innovator of the month – Daniel Kowalewski (wasni)

wasni steht für "Wenn anders sein normal ist" und ist ein einzigartiges Inklusionsunternehmen, das sich auf nachhaltige und individuelle Modeproduktion spezialisiert hat. In diesem Interview spricht Anne Dröge mit Daniel Kowalewski über seine Motivation, ein Sozialunternehmen zu gründen und die Herausforderungen, denen er begegnet ist. Und es war nicht Corona – so viel vorweggenommen!

Lieber hören statt lesen? Dann hören Sie sich das Interview direkt auf Spotify an. 

 

 

Anne Dröge: Herzlich Willkommen, Daniel Kowalewski von wasni. Wir freuen uns, dass du heute hier bist. 

Daniel Kowalewski: Vielen Dank für die Einladung. 

 

Anne Dröge: Euer Unternehmen steht für Inklusion, Nachhaltigkeit und Individualität. Was war deine Motivation, dieses Unternehmen zu gründen? 

Daniel Kowalewski: Ich wollte etwas Sinnstiftendes machen und habe nach einer Auszeit gemerkt, dass ich etwas mit Gemeinwohlorientierung gründen möchte. So entstand die Idee für ein Sozialunternehmen, das sich eher zufällig auf Textilien und Inklusion konzentriert. 

 

Anne Dröge: Was war der entscheidende Moment für dich? 

Daniel Kowalewski: Ich wollte beweisen, dass ein Inklusionsunternehmen langfristig wirtschaftlich erfolgreich sein kann. Die Entscheidung fiel früh, auch wenn ich noch nicht wusste, dass es mit Bekleidung zu tun haben würde. 

 

Anne Dröge: Wofür steht euer Name? 

Daniel Kowalewski: "Wenn anders sein normal ist" – die ersten Buchstaben aneinandergereiht. Wir sind ein Inklusionsunternehmen, bei dem 50 % der Mitarbeitenden eine Schwerbehinderung haben, aber Teil des 1. Arbeitsmarktes sind. 

 

Anne Dröge: Welche Herausforderungen gab es? 

Daniel Kowalewski: Ursprünglich wollten wir alles machen, aber Probleme mit dem Stoff führten zu unserem Konzept, individuelle Kundenbestellungen zu fertigen. So entstand unser Konfigurator. 

 

Anne Dröge: Wie schaffst du ein wertschätzendes Arbeitsumfeld? 

Daniel Kowalewski: wasni soll ein sicherer Hafen sein, wo jeder akzeptiert wird, wie er ist. Wir haben eine offene Kultur, in der jeder unterstützt wird. Zum Beispiel haben wir alle Gebärdensprache gelernt, um mit einer gehörlosen Mitarbeiterin zu kommunizieren. 

 

Anne Dröge: Wie sieht es mit Nachhaltigkeit aus? 

Daniel Kowalewski: Wir produzieren so ökologisch wie möglich, verwenden Bio-Baumwolle und bieten Reparaturservice an. Wir achten auf ökologische und soziale Kriterien und beziehen Materialien so regional wie möglich. Unsere Verpackungen sind komplett plastikfrei. 

 

Anne Dröge: Welche Techniken und Technologien nutzt ihr, die euch das Leben einfacher machen? 

Daniel Kowalewski: Unser klassischer Onlineshop reichte nicht aus, daher haben wir den Konfigurator programmieren lassen. Unser Motto "Wenn anders sein normal ist" gilt auch für unsere Kunden. Ein Kunde wollte einen M-Pullover in der Länge von XXL. Das haben wir gemacht und beschlossen, Maßänderungen anzubieten. Jetzt zahlen alle den gleichen Preis, egal ob kleinwüchsig oder 2 Meter groß, und Maßänderungen sind inklusive. Das funktioniert, weil wir digital arbeiten. Wir nutzen CAD-Systeme und CNC-Cutter für den Zuschnitt. Danach kommt alles in Kisten, und die IT spielt keine Rolle mehr. Erst am Ende kommt unser Onlineshop wieder ins Spiel, aus dem wir automatisiert Labels erzeugen und die Sachen rausschicken. Wir nutzen auch ChatGPT zur Unterstützung beim Texten im Bereich Social Media. 

 

Anne Dröge: Wie wichtig ist der Standort Esslingen für euch? 

Daniel Kowalewski: Der Standort ist sehr wichtig, weil wir offline begonnen haben und sich in Esslingen Dinge schnell herumsprechen. Wir sind mittlerweile umgezogen, haben aber weiterhin einen Fabrikverkauf, der 15 % unseres Umsatzes ausmacht. Unser Umsatz ist überwiegend regional. Wir bekommen Förderung als Inklusionsunternehmen, die etwa 5 bis 6 % unserer Gesamtkosten ausmachen. Wir müssen uns zu 95 % aus dem Umsatz finanzieren und Hoodies verkaufen. Vom Integrationsamt gibt es Zuschüsse und Ausgleichszahlungen für die Minderleistung bei Mitarbeitenden. 

 

Anne Dröge: Wie einfach oder schwierig ist es für euch, Personal zu finden? 

Daniel Kowalewski: Wir haben kein Problem. Vor 5 Jahren hat eine Schülerin über uns geschrieben und einen Wettbewerb gewonnen, was zu einer Doku im SWR und MDR führte. Das hat uns viele Aufträge und Anfragen beschert. Ich bekomme heute immer noch eine Bewerbung pro Woche und Anfragen nach Praktikum oder Arbeitsstelle. Wir bieten Praktika für Menschen mit Behinderung an, wo realistisch eine Anstellung möglich ist. Es ist wichtig zu zeigen, dass es funktioniert und Unternehmen sollten Chancen nutzen, auch wenn die Arbeitslosenquote bei Menschen mit Behinderung doppelt so hoch ist. Viele Stellenanzeigen sind zu spezifisch, und viele Leute machen nach 2 Jahren nicht mehr das, wofür sie eingestellt wurden. Unternehmen sollten weniger Wert auf bestimmte fachliche Kriterien legen. 

 

Anne Dröge: Gab es einen Moment, wo du dachtest: Das war es jetzt. Wir schaffen es nicht. Wie hast du den Knoten wieder gelöst? 

Daniel Kowalewski: Es gab Tage, an denen niemand in den Laden kam, und das war hart. Nach 6 Wochen kam jemand von der Esslinger Zeitung vorbei und organisierte einen Bericht über uns. Ab da lief es besser, und es ging Stück für Stück bergauf. 

 

Anne Dröge: Gab es Herausforderungen mit Homeoffice? 

Daniel Kowalewski: Zu der Zeit hatten wir noch einen höheren Ladenanteil im Umsatz. Unser Online-Shop hat uns in der Corona-Zeit sehr geholfen. Wir hatten Kurzarbeit angemeldet, aber dann kam die Maskenpflicht in Baden-Württemberg, und wir begannen, Stoffmasken zu nähen. Das brachte uns viel Arbeit. Wir sind unbeschadet durch die Corona-Zeit gekommen. Wir sind “erwachsen geworden”, aber es bleibt eine konstante Herausforderung, finanziell stabil zu bleiben. Ich muss auch lernen, Aufgaben abzugeben und Fehler in Kauf zu nehmen. Ein ehemaliger Mitarbeiter ist zurückgekehrt und übernimmt jetzt die operative Auftragssteuerung. Ich arbeite bewusst bis zum Sommer weniger, weil ich in den letzten 10 Jahren sehr viel gearbeitet habe. 

 

Anne Dröge: Was würdest du Unternehmen raten, die sich auf den inklusiven Weg machen wollen? 

Daniel Kowalewski: Offen sein und es einfach mal probieren. Viele Behinderungen entstehen im Laufe des Arbeitslebens. Wir stellen nicht blind ein, sondern bieten erst mal einen Schnuppertag an. Danach probieren wir es vielleicht eine Woche lang aus. Besonders bei Menschen mit psychischen Erkrankungen war die Arbeitszeitgestaltung die größte Herausforderung. Aufgrund von Medikation ist es oft nicht möglich, morgens um 8 Uhr bei der Arbeit zu sein. Wir haben verschiedene Arbeitszeitmodelle ausprobiert. Es ist wichtig, individuell auf die Arbeitnehmer einzugehen. 

 

Anne Dröge: Mit welcher Person würdest du gerne eine Coffee Break erleben? 

Daniel Kowalewski: Beim Camping letztes Jahr haben wir darüber gesprochen, mit wem wir gerne grillen würden, und haben uns darauf geeinigt, Angela Merkel einzuladen. Mich interessiert das Thema Berufung sehr. Ich wollte etwas machen, das ich gerne tue, unabhängig vom Wochentag. Ein Austausch mit Menschen, die das geschafft haben, wäre spannend. 

 

Anne Dröge: Welche drei Eigenschaften machen dich aus? 

Daniel Kowalewski: Ich kann sehr gutes Vertrauen aufbauen, bin empathisch und kann gut zuhören. Ich entscheide schnell und setze Dinge um. Kreativität würde ich als dritte Eigenschaft nennen, da wir viele neue Ideen haben, die wir umsetzen. 

 

Anne Dröge: Wir kommen bald zum Ende. Ich habe noch ein kleines Spiel für dich. Es nennt sich "Entweder, oder". Du darfst dich schnell für einen der zwei Begriffe entscheiden: 

Frühaufsteher oder Nachteule? Frühaufsteher

Buch oder Podcast? Gerade Podcast

Kaffee oder Tee? Kaffee

Homeoffice oder Büro? Büro

Hoodie oder T-Shirt? Hoodie

Secondhand oder Minimalismus? Minimalismus

Unifarben oder bunt? Bunt

 

Anne Dröge: Vielen Dank für diesen bunten Einblick und deinen Mut, so etwas umzusetzen und uns davon zu berichten. Ich glaube, alle in der Runde haben sehr gelauscht.  

 

Das war eine gekürzte Text-Fassung des Interviews. Das ganze Interview ist hier auf Spotify​​​​​​​ verfügbar.

 

 

Kontakt:

WASNI gGmbH

Daniel Kowalewski, Geschäftsführer

Mettinger Straße 103-105, 73728 Esslingen


Telefon: 0711 / 389 155 96
Email: wir@wasni.de
Internet: www.wasni.de